Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am 12. Juli 2019 die neue James-Simon-Galerie auf der Berliner Museumsinsel feierlich eröffnet. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagte dazu: „Mit ihrer Zusage, das neue Haus von David Chipperfield zu eröffnen, unterstreicht die Bundeskanzlerin die Bedeutung dieses Ereignisses. Das ist ein riesiger Schritt bei der Weiterentwicklung des einzigartigen Museumsensembles ins 21. Jahrhundert. Gleichzeitig werden wir den Namensgeber, den großen Mäzen James Simon, und sein Wirken für die Museen und für Berlin gebührend würdigen. Die James-Simon-Galerie wird künftig das Tor zur Museumsinsel bilden und die Besucher gastlich empfangen.“
Als zentrales Empfangsgebäude der Museumsinsel Berlin mit einer Nutzfläche von rund 4.600 Quadratmeter sorgt es für Information, Orientierung und Gastlichkeit. Ein rund 655 Quadratmeter großer Raum steht für Wechselausstellungen zur Verfügung. Und in einem Auditorium mit 300 Sitzplätzen können künftig Veranstaltungen stattfinden. Das Gebäude weist Ticket- und Infobereiche, Garderoben, Shop und Café auf und es hat eine wichtige Funktion bei der Verteilung der Besucherströme. Von der James-Simon-Galerie aus werden die Besucher direkt in den Rundgang „Antike Architekturen“ im Pergamonmuseum gelangen sowie über die Archäologische Promenade in das Neue Museum. Das Gebäude ist Teil des Masterplans Museumsinsel, der 1999 beschlossen wurde, um das UNESCO-Welterbe zu bewahren und gleichzeitig zu einem zeitgemäßen Museumskomplex umzugestalten.
Der Entwurf für das neue Gebäude stammt von David Chipperfield Architects. Chipperfield leitete bereits die Sanierung und Wiedererrichtung des Neuen Museums. Für die James-Simon-Galerie nutzt er klassische Architekturelemente, die sich auch an anderen Orten auf der Museumsinsel wiederfinden. 1953 in London geboren, studierte Chipperfield in den 70er-Jahren Architektur und arbeitete anschließend im Büro der Star-Architekten Norman Foster und Richard Rogers. Heute zählt Chipperfield selbst zu den globalen Größen seiner Zunft. Zu seinen wichtigsten Bauten und Projekten gehören das Saint Louis Art Museum, der Hamburger Elbtower oder das Museum Folkwang in Essen. In Berlin ist der Wiederaufbau des Neuen Museums, die Errichtung der James-Simon-Galerie und die Sanierung der Neuen Natio-nalgalerie mit seinem Namen verbunden.
Eine große Freitreppe an der Südseite der James-Simon-Galerie empfängt die Gäste der Museumsinsel. Bestimmendes architektonisches Element ist vor allem das Motiv der Kolonnaden: Den historischen Säulengang setzt Chipperfield an der James-Simon-Galerie in zeitgenössischer Form fort. Zwischen der James-Simon-Galerie und dem Neuen Museum entsteht so ein weiterer kolonnadengesäumter Hof als zusätzliche Freifläche auf der Museumsinsel. Die Kupfergrabenseite des Gebäudes ist ebenfalls von Kolonnaden geprägt. Mit seinem hohen Sockel greift das Haus schließlich auch die Architektur des benachbarten Pergamonmuseums auf.
Die bauvorbereitenden Maßnahmen zum neuen Eingangsgebäude begannen im Jahr 2009. Bei den Gründungsarbeiten kam es zu Verzögerungen und Mehrkosten. Dies lag im Wesentlichen an den extrem schwierigen Baugrundverhältnissen, die höchste technische Anforderungen darstellten, und an einem Wechsel der ausführenden Spezialfirma. Das Grundstück, auf dem die James-Simon-Galerie errichtet worden ist, setzte höchste technische Anforderungen voraus. Es wird von einer eiszeitlichen Auswaschung geprägt, die sich vom Alten Museum bis unter das Pergamonmuseum zieht. Tragfähiger Baugrund ist teilweise erst in Tiefen von bis zu 40 Metern zu erreichen. Das Grundwasser steht etwa zweieinhalb Meter unter der Geländeoberfläche. Die Gründung des Gebäudes erfolgte daher durch das Verankern von rund 1200 Kleinbohrpfählen und der Schüttung einer Betonsohle unter Wasser.
Das Gebäude erhält den Namen eines der bedeutendsten Mäzene der Staatlichen Museen zu Berlin. Der Berliner Unternehmer James Simon schenkte den Museen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter anderem die Grabungsfunde aus Amarna mit der Büste der Nofretete sowie seine Sammlungen von Renaissancekunst und Kunstgewerbe. Der Namensgeber der Galerie wird in einer Inschrift in der oberen Eingangshalle gewürdigt: „Zu größtem und ewigem Dank verpflichtet“ zeigen sich darin die Staatlichen Museen Berlin. Noch besser hätten diese Worte in Riesenbuchstaben auf der Sockelmauer am Kupfergraben gestanden, denn ohne James Simon und die anderen, vorwiegend jüdischen Stifter ihrer Sammlungen wäre die Museumsinsel heute nur eine Schwundstufe ihrer selbst. So hat der Glanz der James-Simon-Galerie auch einen melancholischen Unterton.